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Channel: Seite 49 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Was krabbelt da? Insekten, Spinnen & Wilde Kräuter – Streifzug über eine Wiese in Falkensee!

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Es ist eigentlich nur eine olle Wiese am Rohrbecker Damm an der Grenze zwischen Falkensee und Dallgow-Döberitz. Direkt am Königsgraben zieht sich hier ein langes Flurstück entlang, das nicht bebaut ist und trockenes Gras, hohe Disteln und jede Menge Brennnesseln beherbergt. Macht daraus einen Parkplatz aus Beton, sagen die Naturbanausen.

Die anderen: Lasst uns dieses vergessene Biotop erkunden und nachschauen, welche Tiere und Pflanzen sich hier finden lassen.

In diesem Jahr luden die Kräuterfee Tina (www.kraeuterfeetina.de) und Krabbeltier-Experte Carsten Scheibe von FALKENSEE.aktuell bereits zum dritten Mal zu einer kostenfreien Exkursion ins Grüne ein. Mehrere Familien folgten der Aufforderung, sich am 12. August mitten in der Woche um 17 Uhr bei 32 Grad im Schatten zu treffen. Ausgestattet mit Becherlupen und viel Neugierde ging es auf in die Wiese.

Weit kam die Gruppe nicht. Denn das mannshohe Dickicht aus lila blühenden Kletten zeigte sich als Magnet für kleine Falter und mindestens fünf verschiedene Wanzenarten, die schnell entdeckt wurden.

Währenddessen holte Kräuterfee Martina Bauer ein vorbereitenes Glas mit Wasser hervor. Sie bat die Kinder, einige frisch gepflückte Pfanzentriebe zu zerkleinern und ins Glas zu geben. Mehr verriet sie noch nicht – das Glas wanderte wieder in den Rucksack.

Derweil zeigte Biologe Carsten Scheibe, dass ein Schritt ins kniehohe Gras ausreicht, um gefühlt Myriaden Grashüpfer in alle Richtungen springen zu lassen: „Alle Welt redet vom Insektensterben. Ein Schritt in diese naturbelassene Wiese zeigt, wie viel Biomasse hier auf einem einzelnen Quadratmeter ein Auskommen findet. Experten reden in Deutschland von der ‚grünen Wüste‘. Unsere Gärten sind zwar grün, aber eigentlich klinisch tot. Solche ungenutzten Landstreifen wie hier am Königsgraben gehören erhalten und nicht bebaut. Vor einigen Jahren gab es in der Region noch mehrere dieser Trocken-, Feucht- und Hochstaudenwiesen. Sie sind inzwischen fast alle bebaut worden. Was das für die Kinderstube der heimischen Insekten bedeutet, kann man sich bei unserem Spaziergang leicht ausrechnen.“

Tatsächlich fanden vor allem die Kinder schnell viele verschiedene Käfer, bunte Zikaden, Grashüpfer in großer Zahl, aber auch Bienen und Wespen in ganz ungewohnter Erscheinung: Es gibt eben auch hier zahlreiche weitere Arten jenseits der Honigbiene und der Deutschen Wespe.

Aufgeschreckt durch die kleinen Forscher fanden sich auch mehrere Grüne Heupferde – fingerlange Heuschrecken mit gutem Flugvermögen. Sogar die filigranen und selten gewordenen Sichelschrecken konnten aufgespürt werden. Die Kinder mussten auch über die Namen der Tiere lachen: Wer nennt denn einen Grashüpfer bitte schön Roesels Bachufer-Beißschrecke? Auch die auf einem trockenen Streifen gefundene Blauflügelige Ödlandschrecke rief Amüsement hervor. Obwohl die im flachen Flug blau schimmernden Flügel dieser Heuschrecke für Staunen sorgten.

Auch die wunderschön anzusehende Wespenspinne und der mit langen Beißzähnen ausgestattete Ammendornenfinger konnten aufgespürt werden.

Kräuterfee Tina ließ die Kinder Brennesselsamen knuspern („am besten übers Müsli streuen“), zeigte die Wilde Möhre und benannte den Breitwegerich als „Pflaster der Natur“, wenn es blutet. Gegen Warzen empfahl sie den roten Pflanzensaft vom Schöllkraut. Und: „Den Beifuß haben sich die Römer früher in die Holzschuhe gelegt, um Blasen zu vermeiden. Deswegen haben sie ihn auch entlängs ihrer Wege angepflanzt.“ Am Ende holte sie das Einmachglas wieder heraus und schüttelte es. Auf einmal bildete sich ganz viel Schaum: „Das ist das Seifenkraut. Mit dieser Lauge könnten wir nun sogar Wäsche waschen.“

Claudia Wust war nach der Tour ganz begeistert: „Es war so eine tolle Wanderung. Die Kinder waren so begeistert von all den Tieren und Pflanzen. Davon brauchen wir mehr. Dann gehen unsere Kinder wieder mit ganz anderen Augen durch die Natur.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 174 (9/2020).

Der Beitrag Was krabbelt da? Insekten, Spinnen & Wilde Kräuter – Streifzug über eine Wiese in Falkensee! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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